Project Description

«Ich mache Kohle»

«Ich mache Kohle» ist eine Installation mit 1m³ bis 1,5m³ Pflanzenkohle, ca. 250kg, 2021

Die Pflanzenkohle wird von mir im Pyrolyseverfahren, unter Sauerstoffmangel, hergestellt. Pflanzenkohle ist eine klimapositive Energie, die Kohlendioxid (Co2) bindet. Sie ist geruchlos und ungiftig.

 

Kunst kann unsere Gedanken und Ideen vervollständigen. Wie muss sich also ein Werk präsentieren, in einer Zeit des Wandels, in der Diskussionen über die Nachhaltigkeit notwenig sind, um Entscheidungsprozesse auszulösen?
Es stellt sich für mich die Frage, ob es sinnvoll ist, in einer Klimakrise, in der jede Handlung globale Konsequenzen hat, noch mehr Material anzuschaffen.

 

Ist die unsichtbare Skulptur von Salvatore Garau nicht die konsequenteste Reaktion darauf? Die unsichtbare Kunst macht sichtbar.

 

Mit dem Material Pflanzenkohle, das eine Co2-neutralere Welt möglich machen kann, versuche ich einen erweiterten Blick auf die Dinge zu ermöglichen, einen emotionalen Zugang, um Zusammenhänge sichtbar zu machen.
Was kann eine Anhäufung von Pflanzenkohle in einem blank geputzten Kunstbetrieb erzählen? Reicht es, einen unüblichen Ort für etwas zu wählen, um zu irritieren, anzuregen, um zu reflektieren, zu überdenken?

 

Kann der Pflanzenkohle-Haufen auf existenzielle Fragen des Menschen hinweisen, gesellschaftliche Selbstreflexionen stimulieren, ohne dies mit dem erhobenen Zeigefinger zu tun?

 

Kann der Haufen Kohle als Kunstobjekt/Kunstinstallation gesehen werden? Muss die Pflanzenkohle dazu verändert werden, eventuell in eine Form gepresst, oder mit einem anderen Material kombiniert werden?

 

Aus all diesen Fragen und Gedanken formt sich meine Entscheidung, einen naturbelassenen Pflanzenkohle-Haufen zu zeigen, der nichts anderes zu sein versucht als das, was er ist: angesammelte Pflanzenkohle. So verfeinert wie ihn die Natur am besten wieder in ihren ökologischen Kreislauf aufnehmen kann.

 

Ausserdem ist die Installation «ich mache Kohle» ein Volumen aus Pflanzenkohle in einer untypischen Umgebung, einem künstlichen Ausstellungsraum. Diese Kombination, Gegenüberstellung der unterschiedlichen Volumen bildet ein zusätzliches Spannungsfeld, das mir hilft, der Versuchung zu widerstehen aus Pflanzenkohle ein Objekt zu machen.

 

«Ich mache Kohle» ist eine Arbeit aus natürlichen Materialien und ein Versuch, uns auf das Beziehungsgeflecht unserer Umwelt einzulassen. Sie kann durchaus auf die Wiederherstellung beschädigter Umgebungen, verletzter ökologischer Systeme hindeuten und Denkanstöße zum Klima geben.

 

Die Pflanzenkohle, die aufgrund ihrer grossen Oberfläche die Eigenschaft besitzt, eine Vielzahl an Stoffen zu binden, und zu transportieren, kann Kohlendioxid dauerhaft aus der Atmosphäre entfernen. Pflanzenkohle ist ein Material, das klimaschädliches Co2 abbaut. In der Medizin wird sie unter anderem für die Entgiftung des Körpers gebraucht, weil sie toxische Moleküle bindet.

 

Ausserdem kann die Pflanzenkohle unangenehme Gerüche, Verwesung und Fäulnis eliminieren. Sie kann dazu beitragen, die nötigen Nährstoffe für ein gesundes, aktives Bodenleben zu liefern, weil sie eine hervorragende Nährstoffträgerin und ein idealer Wasserspeicher ist und somit auch ein Habitat für Mikroorganismen, die wiederum verantwortlich sind für die biologische Vielfalt.

Die Pflanzenkohle wird am Schluss der Ausstellung wieder verwertet und ihrer Bestimmung zugeführt, um die Lebensformen, Ressourcen und Ökologie der Erde zu erhalten oder bei der Heilung zu unterstützen.