Project Description

August – September 2022 unterwegs mit dem PfeiferMobil – Reisestipendium

Die Stiftung Otto Pfeifer zur Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft stellt schöpferisch tätigen Menschen
ein Wohnmobil für 2 Monate kostenlos zur Verfügung.

Dort sein – Being there –

Im August und September 2022 waren wir, Esther Heeb als Sounddesignerin, Tontechnikerin und ich als Malerin, Zeichnerin, mit dem PfeiferMobil dem Meer entlang unterwegs.

Unsere Route führte uns durch die Schweiz, Österreich, Tschechien, nach Polen, Deutschland, Dänemark, Niederlande. Dreiviertel aller Tage verbrachten wir am Meer. Hauptsächlich an der Ostsee und der Nordsee.

Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Was hält mich an einem Ort? Was treibt mich davon? Was sagt der Ort wo ich lebe, über mich aus? Wie prägt ein Ort mich, beziehungsweise meine Arbeit, meine Malerei? Diese Fragen waren unser Gedanken-Fundament auf der Reise.

Jeder Ort hat ein akustisches Signal, eine eigene Klangfarbe. Esther wird von jedem Ort, an dem wir sein werden, ein sphärisches Schallfeld aufnehmen in 3D-Audio und diese Tonquellen später zu einem Raumklangerlebnis mischen.

Wir waren neugierig auf die Frage, wie wir uns gegenseitig beeinflussen, inspirieren werden. Ob wir zusammen mit unseren unterschiedlichen Medien mehr von einem Ort erfassen und wiedergeben können.

Reisetagebucheintrag

19. August 2022

Ausnahmezustand

zwei Schritte, manchmal auch weniger
zwei Schritte weg
in den Ausnahmezustand
oder
im Ausnahmezustand
dort wo alles fliesst, sich löst
sich löst von Allem
die Orte ihre Inhalte verlieren
die Bäume nur noch schräge Striche sind
hochragende Hälse
jeder Ort kein Ort mehr ist
du alleine gehst
wenn sich alles vermischt
keine Raumbegrenzungen ich wahrnehme
die Zeit ihre Struktur verliert
das Immer gelöscht wird
wenn alles schon gesagt
alles schon getan
ich die Dinge nur noch als Farbfläche sehe
alles offen wird
ich die Farbe ohne Bedeutung erkenne
dann erst
vielleicht nur dann
ich eintauche in das einzige
einzige Band zwischen Bild und mir

Reisetagebucheintrag

22. September 2022

das Meer

wenn von den Kleinen
das ganz Grosse getragen wird
das Grosse und Ewige, schon immer Dagewesene,
das Erste überhaupt, das Erste was sich in uns angelegt hat,
an was wir uns im genauen Hinhorchen erinnern,
das was uns verbindet mit dem Anfang, mit dem ganzen Ich,
wir tief in unserem Innern eingebrannt wissen,
das eine Verbindung mit uns hat,
als wärs mit der Mutter die uns geboren hat.
das Meer
mit seinem unermüdlichen Rhythmus aus Wasser und Salz,
die Mutter von allem,
die Mutter, das urerste Ding des Seins.
die Sehnsucht nach dieser Verbindung des Ursprungs
bleibt ewig in uns, ist ein Teil von uns.
und so sehne auch ich mich als Bergfrau nach dem Meer.
mögen die Berge Heimat sein,
dass Meer ist das Wiegen in mir.